Michaela Penz
Geragogik
Gartenpädagogik

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Ein Gastbeitrag von Geragogin Ilse Zembaty, M.Ed.

 

 

 

 

Auf zu neuen Ufern

Wir sollten unser Alter nicht verdrängen. Wir sollten nicht glauben, dass eine
jugendliche Mode, ein Mehr an Makeup und ein ständiges Lächeln auf unseren
Lippen unsere imaginäre Angst vor dem Alter bannen können.

An dieser Angst tragen vor aliem vergangene Zeiten Schuld. Da konnte uns
weder die Medizin, noch die Wirtschaft helfen. Das hat sich gravierend
geändert. Wir haben gut und gern zwanzig bis dreißig, ja vielleicht sogar noch
mehr dazu gewonnen. Und das sowohl in physischer als auch in psychischer
Gesundheit, wenn wir verwirklichen, was uns gut tut.

Optimismus lässt sich lernen. Und die Lehrjahre unseres Lebens sind noch lange
nicht vorbei. Sie sind nur anders. Einerseits müssen wir uns mehr und mehr auf
uns selbst konzentrieren — andererseits müssen wir aus uns herausgehen und
auf unsere Mitmenschen zugehen.

Zunächst zu uns selbst: Schauen wir einmal, was in unserem Leben gut gelaufen
ist. In den meisten Fällen doch recht viel. Wir haben einiges in unserer Familie,
in unserem Beruic geleistet, wir sind zu einer unverwechselbaren Persönlichkeit
gereift, haben uns eine lebenswerte Umgebung geschaffen und fühlen uns im
Großen und Ganzen recht wohl. Natürlich gab es immer auch Rückschläge, aber
diese haben wir — so gut es ging — verkraftet und das Beste daraus gemacht.

Also fangen wir nicht bei null, sondern auf beachtlichem Niveau unser „neues
Leben" an. Wie schon eingangs erwähnt: Auch von der Familie ein wenig
abgrenzen gehört zum neuen Lebensa bschnitt. Man verstehe das nicht falsch:
Natürlich sollen wir der Familie weiterhin eng verbunden bleiben und auch
Aufgaben übernehmen — aber wir sollten uns nicht vereinnahmen iassen,
sodass überhaupt keine Zeit mehr für uns bleibt. Wir selbst sind für uns total
wichtig und persönliche Hingabe sollte nicht mit Aufgabe verwechselt werden.

Also tut zunächst eine persönliche Lebensplanung not. Wir wissen bereits, dass
gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und geistig seelische Anregung das
A und 0 für befriedigende „nächste Jahre“ sind. Atso schulen wir auch unser
Durchsetzungsvermögen, um diese drei Grundpfeiler einer zieiführenden
Altersvorsorge auch zu verwirklichen.

Die Medien bringen laufend Tipps und Tricks wie wir unsere Ernährung positiv
gestalten können. Die Forschung bleibt hier nicht stehen und heutige
Erkenntnisse können morgen schon etwas modifiziert werden. So halten die
meisten Ernährungswissenschaftler nichts mehr von (einseitigen) Diäten,

 

 

sondern eher etwas von einem geänderten Essensritual. Drei Mahlzeiten pro
Tag sind ein Muss, wobei wir uns antrainieren können, diese Mahlzeiten vor
aliem mittags und abends regelmäßig etwas knapper ausfallen zu lassen.
Hungern ist verpönt, denn das produziert wieder nur Heißhunger und der
wiederum den Verlust der Kontrolle über unser Essverhalten. Also ist Geduld
gefragt— übrigens eine der neuen, hervorragenden Eigenschaften, die mit
fortschreitendem Alter immer leichter fällt.

Auch in Bezug auf Bewegung ist Regelmäßigkeit gefragt. Es muss nicht Joggen
sein, wenn Sie nie im Leben gerne gelaufen sind. Aber stramm spazieren gehen
hat viele Pluspunkte. Wenn Sie sich dazu immer mühsam aufraffen müssen,
schaffen Sie sich, wenn nur irgendwie möglich, einen Hund an. Seine
leuchtenden Augen, wenn es nach draußen geht, sind Verführungskunst genug,
um tagtäglich ein gewisses Pensum mit Freude abzuspulen. Auch ein
Fitnessciub ist zu empfehlen, vor allem, wenn Ihnen Ausgleichsübungen für
mehr Beweglichkeit, mehr Kraft, einen geraden Rücken und zu mehr
Spannkraft verhelfen können.

Ein weites Feld eröffnet sich Ihnen in Bezug auf ihre neue Einstellung in punkto
geistige Beschäftigung. Wir reden hier noch gar nicht von spirituellen Dingen
(die auch wichtig sind), sondern von neuen Fähigkeiten, die man erlernen kann
bzw. von alten Hobbys, die es zu vervolikommnen gilt. Früher hat man sich auf
besseres Nähen, Sticken oder Stricken konzentriert— heute lernt man lieber
eine neue Sprache, macht sich mit eigener oder fremder Literatur bekannt,
besucht einen Mal- oder Zeichenkurs oder widmet sich der Erforschung neuer
Reiseziele. Manche beginnen sogar ein Studium und sind erstaunt, wie leicht
ihnen ein soiches von der Hand geht. in Volkshochschulen und auf manchen
Universitäten werden eigene Seniorenvorlesungen angeboten. Hier kann man
ganz neue Interessen entdecken und die Zeit sinnvoll verbringen.

Was aber, wenn man seine Interessen noch nicht entdeckt hat? Dann sollte
man experimentieren und herausfinden, was einem Freude bereiten könnte.
Das Angebot an Freizeitaktivitäten ist heute vielfältig wie noch nie und sicher
findet man mit der Zeit auch etwas, das einen fasziniert und in das man sich
vertiefen will. Freizeit sollte einerseits für die persöniiche Ruhe, andererseits
aber auch für Abwechslung und das Abenteuer Neues zu erfahren, genützt
werden.

 

 

Michaela Penz, Neunkirchner Str. 52/2/12, 2700 Wr. Neustadt, Tel. 0676/9244476